Poetisches

 

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→ Ewigkeitssonntag

 

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Gott, unser Vater, segne uns,
behüte uns,
lass Dein göttliches Lächeln strahlen über uns,
dass Dein Friede uns erfüllt.

Mond

Schöner Mond,
Freude der Liebenden,
Trost der Einsamen,
kalter, unnahbarer,
lebloser Stein!

Kalter, freudloser Mensch
ohne Liebe,
solltest nicht du
warm werden, strahlen,
leuchten können für andre,
wenn ein stärkeres Licht dich bescheint?

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Herr, unser Gott,
Vater, Sohn und Geist,
schenk uns Augen,
in Deinen Werken Dich zu sehen,
Ohren,
in Deinem Wort Deine Liebe zu hören,
wache Sinne, Deine Gegenwart zu spüren.
So sind wir gesegnet für den Alltag
mit Deiner Freude, Deiner Liebe, Deiner Kraft.

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Advent

Du Mädchen
erträgst die verächtlichen Blicke
auf deinen Bauch;
und Du Kind,
Migrantenkind,
Dein erster Blick sieht kein trautes Heim.

So wirst Du leben:
verachtet, gefürchtet,
am Ende ermordet
für uns –
und wieder neu leben
für uns.

Uns schaffst Du Frieden,
Hoffnung und Heilung,
uns machst Du frei.

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Du bist hier,
hörst und sprichst,
siehst und hilfst,
lenkst und heilst,
Jesus.
Und doch warten wir,
warten auf Dich,
den wir nicht sehen:
den Herrn über alles,
Christus.
Denn wo Du herrschst,
Du allmächtiger Gott,
muss alles gehorchen;
wo Du erscheinst
in vollkommener Klarheit,
wird alles neu,
wird alles gut.

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Weihnachten

Was suchst du hier, du Flüchtlingskind,
verborgen im Exil
vor dem Tyrannen, der dir droht
und dich nicht haben will?

Was lächelst du und strahlst uns an
trotz Kälte und Gefahr
und sprichst uns wieder freundlich zu
und rufst uns jedes Jahr?

Ich weiß es und begreif’ es nicht:
Du kommst in unsre Zeit,
aus Deinem Frieden, Deinem Glück
in Hass und Angst und Streit.

Wie kann ich dir, du fremdes Kind,
ein bisschen Heimat geben?
Komm doch zu mir, in Kopf und Herz!
Zeig mir: Wie kann ich leben?

Du kommst und Du bringst Frieden ein
in meine Angst und Klagen:
ein kleines Licht im dunklen Haus,
ein Zeichen auf mein Fragen.

Ganz langsam hast Du durch dies Licht
mir Angst und Zorn genommen
und langsam, langsam wird mir klar:
Dazu bist Du gekommen.

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Passion

Zu Psalm 32

Ich wollte es nicht wissen und nicht sagen,
doch jetzt wird mir die Schuld zu viel, zu schwer,
und doch muss ich sie Tag und Nacht noch tragen
und habe weder Kraft noch Hoffnung mehr.

Ach Herr, wie soll ich jemals wieder leben,
wenn ich wie Pflanzen ohne Wasser bin?
Wer außer Dir kann wieder Freude geben
und wer die Seele heilen und den Sinn?

Mein Handeln hat sich gegen mich gewendet,
die Scherben meines Lebens liegen hier:
Nun steh’ ich da, wo alle Hoffnung endet –
und ich bin schuld. Hab Mitleid, Herr, mit mir!

Da halten Deine Arme mich umfangen,
Du kleidest mich, führst mich zu Dir nach Haus.
Wie Morgennebel ist die Schuld vergangen;
Du nimmst mich an, Dein Leiden löscht sie aus.

Vater, bei Dir will ich von nun an leben.
Und wenn auch neue Schuld mich überfällt:
Vergebung zu erhalten und zu geben
ist mehr Gewinn als diese ganze Welt.

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R. 1: Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz,
gib mir einen neuen, festen Geist!
Mach mich wieder froh, Dir nah zu sein,
weil Du mir mein Unrecht gern verzeihst.

Schaff in mir ein Herz, das Deine Wahrheit liebt
und mit Freuden Deinen Willen übt;
Schaff in mir die Liebe, die durch Masken schaut
und aus Schuld und Elend Brücken baut!

R. 1

Gib mir eine Hoffnung, die durchs Dunkel dringt,
die Dich selber sieht und Freude singt;
lehr’ mich fest zu glauben: Du bist jedem nah,
Deine Liebe, Gott, ist immer da.

R. 1

R. 2: Deine Liebe weckt mein träges Herz,
Du gibst Deinen treuen, festen Geist,
und durch Jesus Christus werd’ ich froh,
der mir Deine Liebe neu erweist.

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Die Nachtigall

Vor Morgen, in der tiefsten Nacht,
da singt die Nachtigall.
Sie singt für den, der elend wacht:
Du, Herr, kennst unsres Lebens Nacht
vom Anfang in dem Stall

durch Flucht und Feindschaft bis zum Tod.
Du trägst mein Leid mit mir
und scheust Verzweiflung nicht und Not
und was mich zu ersticken droht:
Du willst mich nah bei Dir.

Mein Glaube singt. Die tiefste Nacht
kommt vor dem Morgengrauen.
Die Sonne Deiner Liebe macht,
dass bald Dein neuer Tag erwacht,
herrlich für mich zu schauen.

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Ostern

Die Frühlingssonne lieb’ ich,
das Wasser und den Wald,
die Knospe, Blüte, Frucht,
den steten Wandel der Gestalt;
doch zu Haus bin ich jenseits der Grenze,
wo der Schöpfer wohnt.

Das Schöne macht mir Freude,
ein Bauwerk und ein Bild,
die Sprache und das Lied
und was begreifen will, was gilt;
doch zu Haus bin ich jenseits der Grenze,
wo die Wahrheit wohnt.

Die Freude eines Menschen,
sein Leben und sein Müh’n,
das Helfen und das Dulden
seh’ ich und bewund’re ihn;
doch zu Haus bin ich jenseits der Grenze,
wo die Liebe wohnt.

Mein Vater, der wohnt jenseits
von Sonne, Nacht und Schnee
und ist doch neben mir
auf allen Wegen, die ich geh’;
Seine Macht reicht ja über die Grenze,
die uns alle hält.

Mein Retter kennt mein Denken
und Fühlen ganz und gar.
Er ist voll reiner Liebe
und er ist vollkommen wahr
und ich wünsch’ mir, dass alle erfahren,
wer mich trägt und hält.

Gott Vater, Deine Wahrheit
macht unser Leben licht,
Herr Jesus, Deine Liebe
ist’s, die Schuld und Angst zerbricht,
und auf Dich zielt mein Denken und Wollen,
bis die Grenze fällt.

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Erinnerung eines römischen Deserteurs

Israel! Eine Katastrophe war das. Wir sind nur mindestens zu viert auf Streife gegangen, alles andere wäre Selbstmord gewesen. Wer dir begegnet, kann ein Räuber sein oder ein politischer Meuchelmörder oder ein Verräter, der Geld will. Oder ein wandernder Lehrer. Vielleicht alles auf einmal, wie willst du das wissen? Massenhaft Räuberbanden und Volksaufstände. Jede Woche musste man jemanden erschlagen oder hinrichten oder vor dem Lynchen retten, man wusste nie warum. Man versteht diese Leute nicht und ihre Sitten schon gar nicht.

Einer war da, den hab ich mal predigen hören. Eine tolle Stimme! Mehrere tausend Leute waren da und bis hinten hin hat man alles verstanden. Was er gesagt hat, war auch nicht schlecht. Ganz originell, aber ziemlich gefährlich bei den vielen überempfindlichen Typen. Und kuriose Sachen dabei: Man sollte zu ihm kommen und trinken, und dabei hat er gar kein Wasser dagehabt. Und wer an ihn glaubte, von dem würde Wasser fließen wie aus einer Quelle. Massenhaft Zulauf hat der gehabt, es gab auch Gerüchte, er würde allerhand Krankheiten heilen. Könnte man sich fast vorstellen. Und er käme von Gott, hat er öfter gesagt. Ich dachte, wenn irgendjemand von Gott kommt, dann am ehesten der. Aber die jüdische Regierung hat sich immer wahnsinnig darüber aufgeregt.

Irgendwann haben sie ihn angeschleppt und wollten ihn kreuzigen. Ich dachte, die spinnen. Da laufen die wildesten Räuber- und Mörderbanden rum, die kriegen sie nicht und um so einen machen sie Theater, weil er mal wieder gesagt hat, er käme von Gott. Sollen sie doch froh sein, dass sie so einen Gottesboten haben, der keinem was tut und noch Krankheiten heilt.

Vor den Leuten da hat er nicht sehr göttlich ausgesehen, eher mitgenommen. Und dann sollten wir ihn geißeln, das hat mich wahnsinnig wütend gemacht. Er hat’s natürlich abgekriegt, was willst du machen als Soldat? Irgendwo muss der Frust schließlich raus.

Aber unheimlich war das. Der Mann völlig blutig und kaputt und guckt dich an, als wärst du das und er wollte dich da rausholen. Und plötzlich denkst du, das ist wirklich so, und möchtest um Hilfe schreien und kannst nicht wegen der Leute. Etwas hatte der Mann – man wusste genau, den kannst du geißeln und auslachen, aber zwingen kannst du ihn nicht. Und danach wachst du nachts auf mit dem Gefühl, du stehst nackt da vor jemand – ich weiß nicht – jemand, der zu bestimmen hat. Über dich. Und wie der guckt, da siehst du, dass du gar niemand bist, nur ein Figürchen, das sie rumschieben, du weißt noch nicht mal wer.

Ich musste ja dann das Grab mit bewachen. Ein neues Grab bewachen, das gab’s auch nur in Israel! Und ausgerechnet da kommt ein Erdbeben, und wie! Dabei war alles voll Licht, viel heller als die Sonne. Wir waren wie blind und konnten uns nicht rühren.

Nachher war das Grab offen und leer. Ein paar Leute waren da, aber keine Leiche. Etwas war gewesen, etwas ganz Wahnsinniges, alles war noch gespannt. Auferstanden, hat einer gesagt. Irre, aber irgendwie passte das zu ihm. Und mir war elend! Der hätte was für mich gehabt, ich weiß nicht was, aber was ganz Wichtiges. Jetzt war er weg. Und dann sind wir weg, schleunigst, mit Bestechungsgeld von irgendwelchen Juden, sonst wären wir ja wegen Wachvergehen dran gewesen. Aber was das ist, was dieser Jesus hatte, das muss ich noch rausfinden. Und das finde ich auch noch raus.

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Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus:
Seht, er ist nicht mehr im Grab!
Freut euch, er ist auferstanden und lebt,
er, der sich selbst für euch gab.

Seht doch, hier hat er gelegen!
Aber kein Stein ist so schwer,
unsern Erlöser zu halten im Tod –
vollkomm’nes Leben hat er.

Geht nun und sagt es den andern:
Unser Herr geht uns voran.
Die ihm nachfolgen, die werden ihn seh’n.
Er sagt es, glaubt nur daran!

Groß ist die Macht seiner Liebe,
die uns zum Leben befreit.
Er hat für uns Tod und Sünde besiegt:
Freude für ewige Zeit.

R.: Fürchtet euch nicht! Unser Herr lebt! Unser Herr kommt!

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Pfingsten

Gott, unser Vater, wir danken Dir,
dass Du uns leitest durch Deinen Geist.
Wir bitten Dich:
Lass uns Dein Wort verstehen,
Deine Gegenwart erkennen,
Deine heilende Liebe spüren,
dass wir weitergehen in Deinem Frieden.

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Der Helfer

Mit Dir, mein starker Helfer, kann ich sicher gehen:
Du findest meinen Weg, Du sagst mir Dein Gebot,
wo Unruh’ ist und Lärm und alles aus dem Lot –
wo alles dunkel ist, Dich kann ich trotzdem sehen.

Wenn Schwierigkeiten vor mir felsenhoch erstehen,
wenn man mich hasst und angreift, auslacht und bedroht,
wenn kalte Angst mich fasst vor Hunger, Krieg und Tod:
Du heilst mich durch Dein Wort, es stärkt, Dich anzusehen.

Wenn einer zu mir kommt und Rat und Hilfe sucht:
Du hältst mich an der Hand, Du siehst ihn an und weißt.
Wenn einer Hoffnung braucht in Sünde, Angst und Sucht
und hierhin treibt und dort, vor sich selbst auf der Flucht,
kann ich nichts tun – doch Du, der ewig Vater heißt,
gibst Kraft und Fantasie und weisen, klaren Geist.

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Trinitatis

Heilig, heilig, heilig bist Du, Schöpfer, Urbild des Vaters.
Du regierst durch Dein weises Gebot,
das uns Leben bietet und Hilfe in Not.
Dank Dir, Du großer, allmächtiger, guter Gott.

Heilig, heilig, heilig bist Du, Christus, unser Erlöser.
Du trugst für uns Verachtung und Tod
und Du lebst für immer als siegreicher Gott.
Dank Dir, mein starker, mein liebender, treuer Herr.

Heilig, heilig, heilig bist Du, unser Helfer und Tröster.
Du schaffst Frieden in hektischer Zeit,
machst uns froh und stark und den Blick klar und weit.
Dank Dir, Du weiser, wahrhaftiger Gottesgeist.

Heilig, heilig, heilig bist Du, Weg und Wahrheit und Leben.
Macht und Ehre gehört Dir allein,
Deine Liebe trägt und bestimmt alles Sein.
Hoch über allem, und doch bist Du hier, mein Gott.

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Ewigkeitssonntag

R. 1: Aus der Tiefe
rufe ich, Herr, zu Dir
und Du hörst mich:
Nie lässt Du mich allein.
Lass mich hören
ein Wort Deiner Liebe zu mir,
lass mich spüren:
Dein Friede schließt mich ein.

Halt meine Seele fest in Deiner Hand,
lehr’ mich im Dunkeln Dein Licht zu seh’n,
führ’ Du mich sicher durchs feindliche Land –
nur so kann ich fest Dir entgegengeh’n.

R. 1

Schöpfer und Vater, auferstand’ner Sohn,
von Dir gehen Heilung und Frieden aus,
Wasser des Lebens strömt von Deinem Thron,
Dein liebender Blick führt uns endlich nach Haus.

R.2: Aus der Tiefe
rufe ich, Herr, zu Dir
und Du hörst mich:
Nie lässt Du mich allein.
Leise sprichst Du
das Wort Deiner Liebe zu mir
und ich spüre:
Dein Friede schließt mich ein.

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